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Schule und Kindergarten in Selben

Schule Selben

1780 bis 1900

Um das Jahr 1780 wurde die erste Schule in Selben nördlich der Kirche, zwischen dem Strengebach und der Großen Dorfstraße gebaut. Sie wurde später noch einmal umgebaut. Eine Jahreszahl ist hierfür ist nicht bekannt. Bekannt ist jedoch aus Kirchenbüchern, dass um das Jahr 1900 alle Einwohner von Selben und Zschepen lesen und schreiben konnten.

Der erste Lehrer, der an dieser Schule war Johann Gottfried Hecht, der vorher in Spröda unterrichtete. Er wirkte in Selben bis 1783. Nach Eintragungen im Kirchenbuch soll er nach Landsberg zu seinem Sohn gezogen sein. Der Versuch, ihn wieder nach Selben zu holen scheiterte. Er starb im März 1794. Im Jahre 1983 wurde aus der Kugel der Wetterfahne der Zschepener Kirche eine Hülse geborgen, die Dokumente von 1900 enthielt. In diesen sind auch die Namen der in Selben tätigen Schulmeister genannt. Ihnen ist zu verdanken, dass wir heute noch einige Ereignisse dieser Zeit wiedergeben können.

Von 1783 bis 1828 amtierte der Lehrer Georg Martin Schlott in Selben. Er starb am 11. Februar 1838 im Alter von 80 Jahren.

Ab dem Jahr 1829 war Christoph Donner Lehrer in Selben. Er wurde 1838 nach Wiedemar versetzt. Ihm folgte der Lehrer Diedicke.

Im Jahre 1881 hatte Selben 268 Einwohner und Zschepen 115. Die Anzahl der Schüler betrug 81.

Im Juli 1882 wurde der Lehrer Diedicke nach 44 Dienstjahren in den Ruhestand versetzt.

Vom 1. August 1882 bis 1. August 1885 war der Lehrer Willi Strauba an der Selbener Schule. Er war sehr oft krank und wurde deshalb in den Ruhestand versetzt.

Am 1. August 1885 kam Hermann Elwin Hugo Karl August Trabert als 20-jähriger Lehrer nach Selben. In seiner Amtszeit hat er die folgende Ereignisse und Daten aufgeschrieben:

Die Einwohnerzahl von Selben war am 1. Dezember 1885 auf 271 gestiegen.

Das Frühjahr 1886 kündigte sich mit plötzlichem Tauwetter an. Das Wasser konnte nicht so schnell abfließen. Durch das Hochwasser blieb die Schule geschlossen. In der Weihnachtswoche des gleichen Jahres setzte starker Schneefall ein. Die Zschepener Kinder konnten die Schule nicht besuchen. Die Züge blieben auf der Strecke stehen, Zeitungen und Briefe blieben tagelang aus.

Anzahl der Schüler: 70

Zum 90. Geburtstag Kaiser Wilhelm I. am 22. März 1887 war eine außerordentliche Schulfeier vorbereitet,

aber keiner erschien. Im gleichen Jahr wurde eine gute Ernte eingefahren, nur die Zuckerrüben blieben weit unter den Erwartungen

Anzahl der Schüler: 80.

Der Winter 1888 war ziemlich streng. Der Eisenbahnverkehr wurde oft durch heftige Schneefälle unterbrochen. Ab 1. Oktober 1888 musste kein Schulgeld mehr bezahlt werden.

Im Februar 1889 war es sehr stürmisch und außerdem gab es viel Schnee. Die Zschepener Kinder fehlten oft in der Schule. In diesem Jahr gab es vier Konfirmanden in Selben und drei in Zschepen. Die Ernte setzte sehr früh ein.

Anzahl der Schüler: 84

Der Februar 1890 war sehr schneereich, so dass die Zschepener Kinder öfter dem Unterricht fernbleiben mussten. Im Mai gab es eine Masern-Epidemie. Im November fiel sehr viel Schnee, die Zschepener Kinder konnten am Schulunterricht nicht teilnehmen.

Anzahl der Schüler: 87

Der Winter 1890/91 war sehr lang. Das Thermometer sank bis -18° C. Am Palmsonntag (22. März 1891) fiel Schnee, der auch über Karfreitag bis Ostern anhielt, dann folgte Regen. Die Feldbestellung war erst Mitte Mai zu Ende. Das Themometer zeigte Mitte Mai noch -3°C. Überhaupt war der ganze Monat sehr kühl.

Der Sommer des Jahres 1892 war sehr trocken und heiß. Am 27. August waren im Schatten noch 27° C. Die Hackfruchternte fiel dementsprechend schlecht aus. Am 10. und 19. September war in der Nähe von Selben ein Militärmanöver.

Ende des Jahres, am 28.12. wurde ein Mädchen beim Fällen einer Esche erschlagen. Sie hatte mit anderen Kindern auf dem Eis gespielt.

Anzahl der Schüler: 78

Das Jahr 1893 war ein sehr trockenes Jahr. In Bayern und Thüringen herrschte große Futternot.

Am 26. Februar 1895 verstarb der Rittergutsbesitzer und Patronatsherr August v. Karthauß. 14 Tage lang erklangen die Glocken von Selben und Zschepen eine Stunde lang als Ehrengeläut.

Anzahl der Schüler: 76

Der Lehrer Franz Rudolf Reinhard übernahm am 12. April 1896 die Lehrerstelle in Selben. Er stammte aus Naumburg/Saale.

Im Monat Juni gab es viele Gewitter. Schwere Hagelwetter gab es in Sachsen und Thüringen. Unsere Gegend blieb verschont. Es gab eine ausgezeichnete Ernte besonders bei Roggen und Weizen. Die Hackfruchternte war auch sehr gut. In Beerendorf gab es am 13. Juli ein Großfeuer. Bei der Bekämpfung wird auch erstmalig die Selbener Spritze eingesetzt. Am Abend des 18. Juli wieder ein heftiges Gewitter. Ein Blitzschlag traf die Hofscheune ohne zu zünden.

Der Winter war wiederum sehr schneereich. Noch im Januar und Februar 1897 gab es viel Schnee. Die tiefste Temperatur des Winters betrug am 24.1/25.1. -9°C . Durch plötzliches Tauwetter war am 21. Februar bereits Hochwasser. Die Getreideernte war wiederum sehr gut. Die Ernte war in 4 Wochen beendet trotz Regen in der Gerste- und Haferernte. Im Herbst fand eine Obstbaumzählung statt.

  Gemeinde Selben Gemeinde Zschepen Gutsbezirk Zschepen

Apfelbäume

311

118

342

Bimenbäume

304

127

101

Süßkirschen

171

79

127

Sauerkirschen

666

257

5

Pflaumenbäume

3587

1318

600

Summe

5039

1898

1175

 

Der Winter war sehr mild und schneearm. Die tiefste Temperatur betrug -7 Grad. 
Anzahl der Schüler: 87

Wochenlanger Regen hatte im Frühjahr 1898 den Strengebach über die Ufer treten lassen. Weite Flächen waren überschwemmt. Am 13. Mai verstarb der Rittergutsbesitzer, Amtsvorsteher und Patron Ferdinand v. Karthauß. 14 Tage lang gab es eine Stunde lang Ehrengeläut in Selben und Zschepen. Am 16. Juni war Reichstagswahl. Das Ergebnis war 30 konservative und 31 soziale Stimmen. Das Ergebnis wirft ein schlechtes Licht auf die beiden Orte. Bei der Stichwahl am 24. Juni kamen 34 soziale Stimmen zusammen. Das Getreide steht wiederum ausgezeichnet. Am Anfang der Ernte herrscht gutes Wetter, später ist es oft trübe, ohne zu regnen.

Durch Streitigkeiten zwischen Selben und Zschepen kommt das Kinderfest nicht zustande. Die Kartoffelernte ist sehr gut. Der Winter ist nicht streng. Es fällt wenig Schnee.

Anzahl der Schüler: 67

Die Getreide- und Hackfruchtemte im Jahre 1899 war gut. Im Winter herrschte bis Neujahr schönes Wetter. Dann fiel drei Mal viel Schnee, der bis in das Frühjahr liegenblieb.

Anzahl der Schüler: 87

 


 

Am 1. Juli 1900 wurde der Lehrer Reinhard nach Besedau bei Könnern versetzt. Die Lehrerstelle in Selben übernahm am 1. Oktober Friedrich Gustav Hoyer der aus Zeitz stammte.

Nach 30jähriger Amtszeit trat Pastor Schlemmer am 1. Oktober 1901 in den Ruhestand. Bereits am 3. Februar 1902 übernahm Candidat Martin Richter aus Wittenberg die Pfarrstelle.

Bei einem Eisenbahnunglück zwischen Zschortau und Delitzsch (Achsenbruch der Lokomotive) kamen 2 Menschen ums Leben und mehrere wurden verletzt.

Nach 11 Jahren fand am 31. August wieder das Kinderfest auf dem Grasplatz hinter dem Grundstück Schmidt statt. Das folgende Kinderfest wurde am 6. September 1903 in Zschepen durchgeführt. An diesem Tag herrschte große Hitze. Wegen einer Masern-Epidemie musste die Schule vom 16. November bis 3. Dezember geschlossen werden.

Der Sommer 1904 war sehr heiß und trocken. Viele Brunnen mussten tiefer gelegt werde. In vielen Orten herrschte Wassernot. Der Strengebach war 1903 und 1904 ausgetrocknet.

Der Winter 1905 war schneearm und mild, Sommer und Herbst dagegen sehr nass.

In der Himmelfahrtswoche 1906 wurde die neue Turmuhr durch den Uhrmacher Bergmann aus Zschortau in den Kirchturm eingebaut. Die Kosten der Uhr betrugen 624 Mark. Der Winter war sehr kalt -21° C. Der Weizen erfror vollständig.

Im Schulhof wird 1907 ein neuer Brunnen gesetzt. Er ist 7 m tief und hat 130 Mark gekostet. Sommer und auch Herbst sind nass, unbeständig und ungesund.

Durch Kauf geht das Rittergut Zschepen in den Besitz der Familie Goedecke über, deren Stammgut sich in Döllnitz

bei Halle/Saale befindet.

Anzahl der Schüler: 97

Am 1. April 1908 tritt das neue Schulunterhaltungsgesetz in Kraft. Die bisher unterschiedlichen Unterhaltungsaufwendungen der Gemeinden Selben, Zschepen und des Rittergutes werden vereinheitlicht. Alle drei zahlen künftig den gleichen Anteil.

In diesem Jahr wurden auch neue Schulbänke angeschafft, welche der Zimmermeister Schöche in Zschortau herstellte. Den Anstrich und die Politur führte der Tischler Oswald Kützing in Selben aus.

Anzahl der Schüler: 91

Im Jahr 1909 wird der Bau einer neuen Schule beschlossen. Über den Bauplatz gab es unterschiedliche Meinungen:

  1. Heßlers Bauplatz neben der Feldscheune an der Schäferei
  2. Mieth's Garten
  3. Krabb's Garten

Anzahl der Schüler: 107

Der Bauplatz für die neue Schule wird im Jahre 1910 endgültig nach dem Zschernitz'schen Plan neben Richard

Wagner festgelegt. Der Preis pro qm Bauland beträgt 1,30 Mark.

Anzahl der Schüler: 123

Am 1. April 1911 wird der Pastor Richter als Domprediger nach Erfurt versetzt. Seine Stelle nimmt der Pastor Schreyer aus Pretzsch/Elbe ein. Dessen Einführung erfolgte am 2. Juli. Der Sommer war außergewöhnlich trocken. Es herrschte große Futternot. Kartoffeln und Rüben waren gänzlich missraten. Es starben viele Säuglinge. Der Winter war ziemlich streng -22° C.

Anzahl der Schüler: 123

Das Frühjahr 1912 ist sehr trocken. Die Futternot hält an. Am 22. Mai erfolgt die Grundsteinlegung zum Bau der neuen Schule. Bauausführende sind ausschließlich Handwerksbetriebe aus der Umgebung. 

Maurerarbeiten: Koch, Brodau

Zimmerer            Paul Zschernitz, Selben

Glaser                Goldstein, Zschortau

Tischler              Schreiber, Hohenroda

Ofensetzer         Schulze, Delitzsch

Maler                 Schröder Delitzsch

Schlosser           Wandt, Delitzsch

Klempner             Reyher, Delitzsch

Brunnenbauer     Polter, Delitzsch 

Schmiedearbeiten Göschner, Selben

Die Gesamtkosten für den Bau betragen 21.615,80 Mark

Für den Schulneubau zahlt die Königliche Regierung in Merseburg einen Zuschuss in Höhe von 6.922,00 Mark. Die Einweihung der neuen Schule erfolgte am 1. November des gleichen Jahres. Gleichzeitig wurde der Lehrer Walter Götze aus Lodersieben bei Querfurt als 2. Lehrer eingeführt. Am 13.11. bezog Lehrer Heuer seine neue Dienstwohnung. (von nun an unterschied man' Alte" oder ,,Kleine" Schule und ,,Neue" oder „Große' Schule)

Der Mai war total verregnet. Das Getreide stand sehr gut. Die Getreide- und Grummeternte wird durch Nässe stark beeinträchtigt.

Anzahl der Schüler: 114

Das Kinderfest fand am 31. August 1913 auf Krabb's Wiese am Hirtenteich statt. Mitte November trat Seminardirektor Bär an die Stelle des Ortspfarrers Schreyer als Ortsschulinspektor. Als Schulverbandsvorsteher wurde der Gutsbesitzer Oswald Herrmann aus Zschepen gewählt.

Anzahl der Schüler 142

Der 2. August 1914 war der 1. Mobilmachungstag. Der Lehrer Walther Götze meldet sich als Kriegsfreiwilliger beim Infanterieregiment in Altenburg. Schwer verwundet stirbt er am 21. 11. des gleichen Jahres. Der Ortspfarrer Schreyer muss für einige Zeit in der Landesheilanstalt Altscherbitz untergebracht werden.

Anzahl der Schüler: 148

Der Versuch, im Jahre 1916 eine Lehrerin anzustellen scheiterte, da keine zur Verfügung stand. Große Mengen Sonnenrosenkerne, Brennnesseln, Patronenhülsen, Glühbirnen, Kirschkerne und Pflaumenkerne werden gesammelt.

Die Zahl der Einberufenen steigt auf 70. Immer mehr Meldungen über Gefallene treffen ein. Das kirchliche Leben ist stark im Sinken begriffen. Unzufriedenheit macht sich bemerkbar. Über die meisten Verordnungen wird gemurrt. Der Landmann empfindet diese als große Last. Die Pfarrstelle gilt seit dem 1. Juli als erledigt.

Anzahl der Schüler: 165

Hier enden die in der erwähnten Kugel gefundenen Aufzeichnungen der Selbener Lehrer. Im Jahre 1920 wurde ein zweiter Lehrer, Herr Finkenwirth, eingestellt.

Nach 1930 unterrichteten in Selben die Herren Leopold Koth, Herr Zwanzig und Herr Wilutzki.


 

Die neugebildete DDR-Regierung beschloss umfangreiche Änderung des Bildungswesens. In größeren Orten wurden Zentralschulen für die 5. bis 8. Klasse eingerichtet. Ab dem Jahr 1950 gingen die Selbener Schüler ab der 5. Klasse nach Zschortau und die Zschepener Kinder nach Delitzsch in die Schule.

Nun standen für 4 Klassen 2 Schulräume zur Verfügung. Es wurde jeweils nur eine Klasse am Vormittag und eine Klasse am Nachmittag in jedem Raum unterrichtet. Da es damals aber sehr viele Kinder in Selben zur Schule gingen wurde es wieder eng.

In einer öffentlichen Gemeindevertretersitzung am 14. Oktober wurde über Pläne zur Erweiterung der Schule durch

einen Anbau gesprochen.

Der Anbau erfolgte sehr zügig auch dank der Mithilfe vieler Einwohner und in Selben ansässiger Fuhrbetriebe.

Im Jahre 1959 wurde die zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule eingeführt.

In Selben und Zschepen wurden in folgenden Jahren immer weniger Kinder geboren, weil die jungen Leute wegen fehlender Wohnungen in die Städte zogen.

Der Betrieb der Selbener Schule lohnt nicht mehr. Der langjährige Lehrer, Herr Rudolf, hatte das Rentenalter erreicht, und so wurde die Selbener Schule geschlossen.

Die Selbener Kinder wurden ab 1971 in Zschortau eingeschult. Für die Kinder der 1.- 4. Klassen wurde Busverkehr eingerichtet.

Die Zschepener Kinder wurden in Döbernitz eingeschult. Diese Schule wurde in den 80iger Jahren ebenfalls geschlossen. Die Kinder besuchten dann ab der 1. Klasse die Schule in Delitzsch.


 

In die Schule in der Schulstraße (Lange Straße) zog nach erneutem Umbau, die Gemeindeverwaltung. Die Schule in der Großen Dorfstraße wurde ebenfalls umgebaut. Hier zog der Kindergarten ein.

Der Kindergarten war in den 1930iger Jahren als Erntekindergarten im Pfarrhaus eingerichtet worden.

Die Räumlichkeiten waren sehr beengt, es gab praktisch nur einen Raum für die Kinder. Nach 1945 gab es

Versuche der Gemeinderäte, weitere Räume des Pfarrhauses für den Kindergarten zu übernehmen. Es konnte mit

dem Pfarrer keine Einigkeit erzielt werden.

Nach Schließung der Schule konnte endlich ein größerer Kindergarten, mit Ruheraum und Küche eingerichtet werden.

Für alle Kinder ab dem 3. Lebensjahr war ein Kindergartenplatz vorhanden. Es erfolgten noch mehrere Umbauten und Erweiterungen um Krippenplätze für Kinder ab dem 1. Lebensjahr zu schaffen.

In der Kindereinrichtung konnten 15 Kinder von 1 bis zu 3 Jahren und 18 Kinder von 3 bis zum schulpflichtigen Alter betreut werden. Zeitweise reichte die Kapazität nicht aus.

Am 1. Juli 1991 wurden die Kindereinrichtungen den Gemeinden zugeordnet. Die der Gemeinde dadurch entstehenden Kosten überstiegen ihre Finanzkraft. Die Kinderkrippe wurde geschlossen. Später erhielt der Kindergarten in Selben eine moderne Ölheizung.

1998 wurde in Döbernitz ein neuer moderner Kindergarten für die Gemeinden Döbernitz, Beerendorf, Selben und Brodau gebaut und eingeweiht. Die Kindergärten in den genannten Gemeinden wurden geschlossen.