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Geschichte der Selbener Kirche in der Neueren Zeit

Selben wird erstmalig im Jahre 1222 als Selun (evtl. Seluin) erwähnt. Im Lehenbuch des Marktgrafen von Meißen wird Selben 1289 erstmalig urkundlich erwähnt.

In diesem wird der Ort, wie auch die Umgebung von Delitzsch, als sehr morastig und sumpfig beschrieben.

Die ältere Geschichte der Kirche

Um ca. 1500- 1540 wird die Selbener Kirche, eine spätgotische Saalkirche, erstmalig genannt. Das Baujahr steht nicht eindeutig fest und kann daher nur geschätzt werden. Die Kirche weist eine Besonderheit auf, die nicht so häufig unter den Dorfkirchen zu finden ist. Sie ist im Feldsteinbau errichtet. Die Feldsteine des flachgegründeten Fundaments sind in ein Kalk-Sandstein-Gemisch eingebettet – eine Bauweise die heute eigentlich nicht vorstellbar ist.

Diese Bauweise hat aber über 500 Jahre in dem morastigem und sumpfigem Gelände standgehalten – und warum? Weil sich der Untergrund in Ruhe und im Gleichgewicht befand, und zwar so lange, bis der Mensch in die Geologie eingriff. Der mit Backsteinen versetzte alte Feldsteinbau ähnelt in seiner Gliederung in Saal und Chor vielen anderen Dorfkirchen, aber statt einer Turmanlage erhebt sich am Westgiebel des Schiffs ein quadratischer, tief in die Dachkonstruktion eingelassener Turmaufsatz mit schlanker hoher Spitze.

Dieser hölzerne Dach- bzw. Giebelreiter, vermutlich erst in einer späteren Bauperiode aufgesetzt, war etwa um 1966 mit einer „deutschen Schieferdeckung“ (das heißt Platten mit schräg stehenden Reihen) eingedeckt worden. In seiner Funktion als Glockenstuhl war er ursprünglich mit zwei unterschiedlich großen Bronzeglocken ausgestattet. Heute ist  von den beiden Glocken nur die größere erhalten geblieben.

Der Kanzelhinterbau wird oben von einem durchbrochenen geschweiften und ornamental verzierten Giebelaufsatz gekrönt. Der Kanzelkorb mit gedrehtem Säulchen am Fuß enthält in den eingelassenen Bogenfeldern Ölmalereien mit teilweise noch gut ablesbaren biblischen Figuren und Szenen. Von besonderer Bedeutung ist die etwas erhöht in die nördliche Chorwand eingelassene spätgotische Sakramentsnische, die auf die Entstehungszeit der Kirche zurückführt. Die spitzbogische Tür mit den eisernen Bändern und dem historischen Schloss ist noch verschließbar und wird von einer rechteckigen Maßwerkrahmung umgeben.

(Quelle: Auszüge aus dem Buch „Die Glocken von Werbelin und Buschenau“)

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Die Kirche auf der Karte

Die Kirche in jüngerer Zeit

Nach dem Krieg verlor die Kirche leider zunehmend ihre Unterstützung. 1977 wurde die letzte Konfirmation durch den Pfarrer Heinrich durchgeführt. Auf Grund der wenigen Kirchenmitglieder fristete sie danach einen langen Dornrößchenschlaf. Durch mangelnde Unterstützung und Nutzung verfiel die Kirche gerade im Inneren immer mehr.

Seit den 1980iger Jahren entstanden an der Kirche wieder Risse von bedenklichem Ausmaß. Ein Baugutachter sieht die durch den Bergbau betriebene Entwässerung des Baugrundes als Ursache für diese Schäden. Ein Antrag auf Schadensersatz wurde von den zuständigen Stellen abgelehnt. Leider war es zu DDR Zeiten nicht einfach finanzielle Mittel für eine Sanierung oder Erhaltung der Kirche zu bekommen. Um so erstaunlicher war es, dass die Gottesdienste und Andachten in der Kirche trotz schwierigen Rahmenbedingungen möglich waren. Die Kirche war damals der Mittelpunkt des dörflichen Lebens und ist es bis heute geblieben.

Zur Restaurierung und Instandsetzung der Kirche konstituierte sich ein Förderkreis. Mit Hilfe vieler Freiwillen wurde zunächst die Außenanlage der Kirche von Schutt und Gestrüpp beräumt. Im Jahre 2006 begannen die ersten Rekonstruktionsmaßnahmen - der Riss an der Sakristei wurde beseitigt, das Gebälk des Glockenstuhles wurde erneuert und ein Jahr später das Dach neu gedeckt und ein dünner Außenputz aufgetragen. Den Gottesdienst am Heiligabend 2011 läutete die restaurierte Glocke vom ebenfalls restaurierten Kirchturm ein. Die finanziellen Möglichkeiten sind eng begrenzt und so kann die Renovierung nur in kleinen Schritten erfolgen.

Im Jahr 2006 gründete sich erstmalig ein Förderkreis, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Kirche in Selben zu erhalten. Bis dahin  hinterließ die Kirche mit den vernagelten Fenstern einen fast vergessenen Eindruck, aber im Herbst desselben Jahres setzten erste Rekonstruktionsmaßnahmen ein. Das Gebälk des Glockenstuhls wurde erneuert und danach (2007) das Dach neu eingedeckt. Besonders von der Nordseite her, wo sich die Dachhaut weit über die innen tonnengewölbte Sakristei herunterzieht, wird der besondere bauliche Reiz der alten Dorfkirche sichtbar. Im Chor steht ein barocker Kanzelaltar, dessen hölzerne Aufbauten mit seitlichen Abendmahlsdurchgängen direkt an den blockhaften, massiven Altartisch anschließen.

Die Kirche 2009 / 2010

Der Klöppel der Glocke und die Glocke selbst konnten durch Spenden der Gemeinde repariert werden, sodass sie wieder erklingen konnte. Leider ist es aus statischen Gründen nicht möglich, die Glocke zu läuten. Der Förderkreis hofft, dass sich das perspektivisch ändert. Schließlich gehört das Glockenspiel in eine Kirche.

Im Jahr 2009 / 2010 bekam der damalige Pfarrer einen Zuwendungsbescheid über 43000 Euro für die Selbener Kirche. Durch dieses Geld konnte der gesamte Glockenturm inklusive Holzkonstruktion erneuert werden. Das war eine Voraussetzung, das die marode Bausubstanz des Gebäudes nicht noch weiter verfiel.

 

 

Die Kirche 2015

Im Jahr 2015 hat der Förderkreis Selbener Kirche wieder einiges bewirkt.  So konnte durch die aktive Unterstützung und Hilfe vieler Selbener Einwohner,  freiwilliger Helfer einige Projekte angeschoben werden:

  • ein Stromanschluss wurde in die Kirche verlegt
  • in der Kirche konnte die Elektrik montiert werden, um Licht und Steckdosen nutzen zu können
  • die Grünflächen um die Kirche wurde komplett neu angelegt
  • und ein Schaukasten wurde aufgestellt , um über aktuelle Themen und Veranstaltungen in der Kirche zu informieren.

Ein großer Meilenstein war im Jahr 2018 die Wiederinbetriebnahme der Kirchturmuhr, die durch eine großzügige Spende und das Engagement einiger freiwilliger Helfer wieder zum Laufen gebracht werden konnte. Vor allem ist seither die Kirchturmuhr wieder stündlich im Selbener Ortskern zu hören.

Durch die unermüdlichen und hartnäckigen Nachfragen und Eingaben ist auch durch den Einsatz des Förderkreises und von Pfarrer Senf wieder Bewegung in Sachsen Sanierung und Sicherung der Selbener Kirche gekommen. Mit Unterstützung der Kirche und der LMBV kann aus einem Wunsch tatsächlich Realität werden und die Kirche evtl. 2021 komplett in ihrem Fundament gesichert werden. Wir werden weiter berichten.

Im Jahr 2022 feiert Selben sein 800-jähriges Bestehen. Bis dahin hoffen alle Mitglieder des Förderkreises und auch die Selbener Einwohner, dass das Bauwerk wieder in altem Glanz erstrahlt.

 

Die Kirche 2019

Im Jahr 2019 konnte die Kirche Selben eine besondere Ehrung erfahren und wurde mit dem goldenen Kirchturm ausgezeichnet. Die Ehrung fand in Stendal statt und hatte auch nachhaltig Auswirkung auf die öffentliche Aufmerksamkeit, die unsere Kirche erregt hat und ein Wendepunkt in der Rettung des Bauwerks.

Ein Tiefpunkt war die Sperrung der Kirche durch das Kirchenbauamt im November 2019. Ab diesem Zeitpunkt waren jegliche Veranstaltung und das Betreten verboten. Die massiven Schäden an der Kirche mussten zwangsläufig zu dieser Entscheidung führen.   

Die Kirche 2019-2024

Immer wieder wurden Gespräche geführt, um einen möglichen Plan zu erarbeiten, wie es weitergehen kann und ob es Fördermittel geben könnte. Zwischenzeitlich hatte sich da bereits innerhalb des Förderkreises eine gewisse Frustration breitgemacht. Es wurden mehrfach Gespräche mit der LMBV, Stiftungen, der Kirche und Stiftungen geführt.

Wie geht es weiter?

Auch zu der Kirche möchten wir weitere Fakten sammeln und bitten um Zeitdokumente und Hinweise zur Historie. Genaueres kommt später, wenn wir eine entsprechende Kontaktmöglichkeit geschaffen haben.

Das Webteam

 

Kirche Selben

Unsere Kirche seit mehr als 500 Jahren Mittelpunkt von Selben.

Sie befindet sich in der Großen Dorfstraße in der Nähe des ehemaligen Ritterguts zu Selben.