Bereits um das Jahr 1500 wird die Kirche von Selben erwähnt und als Mutterkirche benannt mit dem Filial in Zschepen. Das Patronat über die Kirchen hatten die Rittergutsbesitzer. Diese haben die Pfarrer angestellt und bezahlt. Der Pfarrer hatte seinen Sitz in Selben. Das Pfarrhaus, auch bekannt als ,,die Pfarre" befindet sich noch heute in der Großen Dorfstraße Nr. 13. Im Nachlass von Prof. Dr. Lothar Michler findet man folgende Beschreibung des Selbener Pfarrhauses, die er den Kirchenbüchern von Selben entnommen hat: Es handelt sich um einen zweistöckigen Bau, in dessen Obergeschoss sich drei Kammern befanden, von denen eine als „Studierstübchen" vorgesehen war.
In der Nähe des Vordertores des Pfarrgrundstückes stand eine alte baufällige Scheune. Im Jahre 1687 wurde an ihrer Stelle eine neue errichtet, die aber 1721 wieder abbrannte. Die Stallungen nahmen einen großen Raum ein. Hier standen drei Pferde, zehn Kühe, drei Kälber sowie 100 Schafe. Außerdem gab es drei Schweineställe. Es gab ein Backhaus, eine Badestube, einen Schöpfbrunnen und im Hof war ein Tränketrog aufgestellt. Nach Berichten des Pfarrers Melle wurde 1692 das alte Wohnhaus weil es ,,allenthalben teils faul von Würmern und Mäusen durchfressen", auf gut Befindens des Herrn Superintendenten und des hochadligen Herrn Patrons, Herrn Heinrich von Karras, abgerissen. Es wurde dabei lediglich die untere ,,gebohlte Stube" erhalten. Der dann 1692 mit Stroh gedeckte Bau wurde mit Hilfe des Vermögens der Kirche von Selben und dem Filial Zschepen finanziert.
1694 wurde in dem neuen Pfarrhaus die Studierstube eingerichtet und 1696 die große Oberstube mit Dielung versehen. Das Haus hatte nun drei Stuben, sechs Kammern, zwei gedielte Schüttboden, zwei Küchen und zwei kleine Keller. Am 13. Mai 1721 ging von der Scheune des Philipp George, wohl durch Unachtsamkeit beim Tabakrauchen eine Feuersbrunst aus, bei der u.a. auch die Pfarrscheune und das Haus des Pfarrers in Flammen aufgingen. Der Wiederaufbau war sehr teuer, so dass das Filial in Zschepen in Vorkasse gehen musste Für 1410 Taler wurde im Jahre 1831 das Pfarrhaus völlig neu errichtet.
Folgende Pfarrer waren in Selben und Zschepen tätig: (lt. Pfarrbuch d. Kirchenprovinz Sachsen,hrsg. V. Verein f. Pfarrerinnen und Pfarrer in der EKKPS, Bd. 10 Leipzig) Peter Friderici bis 1547, Blasius Wiedemann 1550 -1556; Laurentius Müller 1556 -1575 Johannes Schwarz 1575 -1578 Johann Erhart Baudmann 1579 -1598 Michael Teubner 1598 -1611 Balthasar Zenker 1611 -1633 Samuel Trautmann 1634 -1647 Johannes Andreä 1648 -1685 Johann Martin Melle 1686 -1729 Johann Christian Conradi 1729 -1745 Johann Georg Örtel 1745 -1785 Johann Friedrich Jakob Bär 1785 -1829 Wilhelm Gottfried Hänisch 1830 -1869 Emil Hermann Schlemmer 1869 -1901 Theodor Julius Martin Richter 1902 -1911 Paul Theodor Schreyer 1911 -1917 Paul Haak 1917 -1933 Ab 1934 in Verwaltung von Döbernitz und ab 1954 von Zschortau
Dle Selbener Kirche ist eine spätgotische Saalkirche, die um 1500 erbaut wurde. Aus dieser Zeit stammt eine Sakramentsnische in der Nordseite des Chores.
Am Westgiebel befindet sich ein, in die Dachkonstruktion des Kirchenschiffes eingelassener quadratischer Turmaufsatz mit hoher schlanker Spitze. In diesem Turm befanden sich gemäß einer Aufzählung der Kirchengeräte vom Ende des 16.Jahrhunderts „ drei Glocken eine ziemlich große danach eine mittlere und ein gar kleines Glöcklein". Später wurde am Rande vermerkt, " eine hiervon ist nach Zechepen kommen", vermutlich weil die Zschepener Glocken zersprungen waren.
Pfarrer Richter, von dem später noch die Rede ist, schrieb hierzu:"was liegt näher, als dass die Kirche Zschepen sich in ihrer Glockennot an die Kirche Selben gewandt hat? Und die Mutterkirche hat der Tochterkirche geholfen und hat von ihren drei Glocken eine ehgegeben - ein schönes Zeugnis für das treue Zusammenhalten der beiden Gemeinden in damaliger Zeit!" Eine größere Glocke hat unten einen Durchmesser von 86 cm, hat als Schmuck vier Riemen am Hals und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die kleinere (eigentlich die mittlere) Glocke existiert heute nicht mehr. Sie war geschmückt mit Christusrelief. Vermutlich ist sie im 1. Weltkrieg eingeschmolzen worden. Kriege, von denen in den vergangenen Jahrhunderten auch unsere Gegend nicht verschont blieb, gingen auch an den Kirchen nicht spurlos vorüber. Oft wurden die Kirchen von Plünderern heimgesucht.
Die Kirchenchronik berichtet, dass mich dem Dreißigjährigen Krieg nur noch spärliches Inventar vorhanden war, das durch großherzige Spenden wieder erweitert werden konnte. So stiftete Frau von Brandenstein vom Rittergut ein rotes Damast-Messbuch mit Gold. und Silberbesatz, die Witwe des ehemaligen Pfarrers Samuel Trautmann ein weißes Altartuch, die Hofköchin Anna Korber eine neue Sanduhr und der Stallmeister Heinrich von Karrass ein versilbertes Kruzifix und einen schönen bemalten Taufengel. te gab 1671 in der Selbener Kirche schon eine Stand- und Schlaguhr. Der Pfarrer Johann Martin Melle kaufte 1711 von seinem „armen Vermögen" eine kleine Standorgel ohne Pedal weil der Schulmeister ,,kränklich ist und schwächlich singet und einen angefangenen Ton nicht halten kann". Der fiele, Schulmeister soll „ herzlich froh" gewesen sein, dass er seinen schwachen Leib schonen und sich „ auf dem Klavier exerzieren kann". Dor barocke Kanzelaltar wurde 1820 aufgestellt und im gleichen Jahr erhielt die Kirche eine Orgel. Durch Vandalismus und fehlender Pflege ist diese heute nicht mehr funktionsfähig. Der vasenförmige Taufstein wurde ebenfalls durch Vandalismus stark beschädigt und wird außerhalb der Kirche gelagert. Seit den 1980iger Jahren entstanden an der Kirche wieder Risse von bedenklichem Ausmaß.
Ein Baugutachter sieht die durch den Bergbau betriebene Entwässerung des Baugrundes als Ursache für diese Schäden. Ein Antrag auf Schadensersatz wurde von den zuständigen Stellen abgelehnt. Zur Restaurierung und Instandsetzung der Kirche konstituierte sich ein Förderkreis. Mit Hilfe vieler Freiwillen wurde zunächst die Außenanlage der Kirche von Schutt und Gestrüpp beräumt. Im Jahre 2006 begannen die ersten Rekonstruktionsmaßnahmen - der Riss an der Sakristei wurde beseitigt, das Gebälk des Glockenstuhles wurde erneuert und ein Jahr später das Dach neu gedeckt und ein dünner Außenputz aufgetragen. Den Gottesdienst am Heiligabend 2011 läutete die restaurierte Glocke vom ebenfalls restaurierten Kirchturm ein.
Die finanziellen Möglichkeiten sind eng begrenzt und so kann die Renovierung nur in kleinen Schritten erfolgen.